Am 09.11.2023 versammelte sich die Tischler-Innung Neumünster zu einer inspirierenden Innungsversammlung in der Restauration „Johann & Amalia“ in der Stadthalle in Neumünster. Ein Ereignis, das nicht nur aktuelle Entwicklungen im Tischler-Handwerk beleuchtete, sondern auch einen Raum für wertvollen Austausch schuf.
„In Ehrbarkeit – in Wahrhaftigkeit – in Gerechtigkeit“, mit diesen Worten und den drei traditionellen drei Hammerschlägen eröffnete Obermeister Joachim Schlüter die gestrige Innungsversammlung der Tischler-Innung Neumünster. Er präsentierte aufschlussreiche Einblicke in die gegenwärtige Situation des Tischler-Handwerks und sprach über Aktuelles aus der Innung.
Friedrich Gilhaus, Tischlermeister, Inhaber und Geschäftsführer der Tischlerei Gilhaus GmbH, entführte die Mitglieder in die faszinierende Welt von Restholz-Freunde. Sein Konzept, das auf nachhaltiger Nutzung von Holz basiert, regte nicht nur zum Nachdenken an, sondern zeigte auch, wie Innovation und Umweltbewusstsein im Handwerk Hand in Hand gehen können.
Betriebswirtin Janina Finger brachte einen weiteren wichtigen Aspekt auf die Tagesordnung. In ihrer Präsentation informierte sie die Innungsmitglieder über die vielfältigen Aktivitäten der Kreishandwerkerschaft Mittelholstein und stellte clevere Wege zur Gewinnung von Azubis und Fachkräften mit dem Konzept von #dasbesteamhandwerk vor.
Der Abend war nicht nur informativ, sondern auch von einem regen Austausch unter den Mitgliedern geprägt. Es wurden Ideen ausgetauscht, Kontakte geknüpft und hierdurch die Gemeinschaft der Tischler-Innung Neumünster gestärkt.
Obermeister Joachim Schlüter bedankte sich bei den Mitgliedern für das zahlreiche Erscheinen und schloss die diesjährige Herbst-Innungsversammlung mit den traditionellen drei Hammerschlägen.
„Wir hatten einen super Jahrgang mit zum Teil überdurchschnittlichen Ergebnissen“, lobte Hendrik Jähn, Klassenlehrer an der Walther-Lehmkuhl-Schule in Neumünster, die Junggesellen bei der Freisprechungsfeier am Donnerstag, den 29. Juni 2023 im Hotel Kühl. Rund 80 Besucher/innen nahmen an der festlichen Entlassung teil, bei dem die Möbeltischler/innen nach ihrer dreijährigen Lehrzeit – einer bereits mit einer vorgezogenen Prüfung nach zweieinhalb Jahren - ihre Gesellenbriefe und Abschlusszeugnisse empfingen.„Sie sind nun gestandene Handwerksgesellen und haben mit Ihrem Gesellenstück und Ihrer Gesellenprüfung ausreichend Fachwissen bewiesen. Fachkräfte im Handwerk werden dringend benötigt, und je nach Interesse und Begabung stehen Ihnen in der heutigen Zeit alle Wege offen“, betonte Joachim Schlüter, Obermeister der Tischler-Innung Neumünster. Er ermutigte die jungen Tischler/innen zur Weiterbildung, zum Beispiel in Richtung Fachbauleiter, Fertigungsplaner, Kundenberater oder zum Meister und Innenarchitekten. „So werden Sie auch in einigen Jahren noch zu den gesuchten Fachleuten gehören“, so Joachim Schlüter. Traditionell erschaffen die angehenden Tischler/innen zum Abschluss ihrer Lehrzeit ein Gesellenstück, das sie eigenständig entwerfen, planen, zeichnen und bauen. Die Möbelstücke-darunter Tische, Kommoden, Vitrinen – waren Anfang Juni zwei Wochen öffentlich bei der Firma Nortex ausgestellt. Weil es im Tischlerhandwerk nicht nur um funktionales Wissen, sondern auch um Ästhetik geht, wurden drei Gesellen für ihre besonderen Leistungen mit Hinblick auf das Design geehrt. Die Preise für „Die gute Form im Handwerk“ erhielten Johanna Gerckens (1. Platz, Tischlerei Wendt, Wasbek), Jonas Endom (2. Platz, Tischlermeister Thomas Jenning, Norderstedt) und Nick-Alexander Weede (3. Platz, Feine Möbelwerkstatt Inh. Henning Melzer, Neumünster). Darüber hinaus haben sich drei Tischler besonders gute Noten erarbeitet. Die Prüfungsbesten des Jahrgangs waren Daniel Tissen (Tischlerei Wendt) und Jonas Endom mit jeweils der Note eins, sowie Johanna Gerckens mit der Note zwei. Daniel Tissen präsentierte zudem ein ganz besonderes Gesellenstück in der Nortex-Ausstellung: Seine Art-Déco-Hobelbank aus Esche und amerikanischem Nussbaum verwies in seiner Eleganz und Funktionalität auf das Tischlerhandwerk. Unter den 16 frischgebackenen Tischlern waren drei weibliche Absolventinnen.
Die 24-jährige Johanna Gerckens erzählte: „Dass ich ins Handwerk gehe, war mir früh klar. Zunächst habe ich einige Gewerke ausprobiert, bin dann aber bei der Möbeltischlerei geblieben. Am Ende habe ich ein Werkstück, das nicht nur funktional ist, sondern den Raum gestaltet und schmückt.“ Die Hamburgerin hat den Wettbewerb „Die gute Form im Handwerk“ mit einem Schreibtisch gewonnen, sie beschrieb: „Es ist ein zeitlos moderner Tisch aus Stahl, Vollholz und Furnier in verschiedenen Farbgebungen. Ich bin 100 Prozent zufrieden damit und freue mich sehr über die Anerkennung.“ Mit vielen Männern zu arbeiten, hat der Hamburgerin kein Problem bereitet, sie erklärte: „Das Geschlecht war während der ganzen Ausbildung kein Thema, alle waren offen, und wenn es einmal etwas Schweres zu tragen gab, wurde mir Hilfe angeboten. “Weil die Ästhetik an der Gestaltung sie reizt, möchte Johanna Gerckens ein Architekturstudium anhängen. Über den Beruf des Tischlers sagte sie:
„Es ist ein belebender Beruf, weil man schließlich ein Werkstück in der Hand hält und kein Formular oder eine Datei auf dem PC. Außerdem hat man Kontakt mit Kunden und kann seine Kreativität leben.“
Wer einmal sehen möchte, was Tischlerlehrlinge in ihrer Ausbildung gelernt haben, sollte ins Nortex Mode-Center gehen. Am Grünen Weg in Neumünster stehen noch bis zum Montag, 5. Juni, 14 Gesellenstücke der Tischlerinnung Neumünster zur Ansicht aus. Mit ihren handgefertigten Unikaten aus Holz haben die angehenden Gesellen gezeigt, dass sie vom ersten Entwurf über die Konstruktionszeichnung bis zum letzten Schliff ein Möbelstück selbstständig planen und bauen können. Neben einzigartigen Kommoden und Vitrinen gibt es eine wunderbare Werkbank im Art-Déco-Stil und Schreibtische zu sehen, die Ästhetik und praktischen Nutzen verbinden. „Die Qualität der Arbeiten hat zugenommen“, bestätigte Arne Lindstädt, Vorsitzender des Prüfungsausschusses. 96 Stunden Zeit hatten die 14 angehenden Tischler, um ihre Gesellenstücke herzustellen. Dabei mussten bestimmte Kriterien erfüllt werden, wie zum Beispiel das Herstellen einer klassischen Holzverbindung. Mats Ole Lindstädt, Sohn des Tischlermeisters Arne Lindstädt, ist bei der Möbeltischlerei Stegert in Einfeld in der Lehre und hat sich einen Schreibtisch mit Rollcontainer nach seinen eigenen Wünschen gebaut. Der 23-Jährige schilderte: „Ich habe mir genau den Tisch gebaut, den ich brauche und wie ich ihn mag. Die Platte ist dank Magnetschrauben abnehmbar, zum Beispiel für einen Umzug. Mir war wichtig, dass er nicht zu wuchtig wird.“ Der angehende Möbeltischler Mats Ole Lindstädt hatte Spaß an der Herstellung seines eigenen Tisches und schätzt an der Ausbildung: „Ich fertige etwas, was man sieht und anfassen kann. Holz ist ein sehr angenehmer und vielseitiger Werkstoff. Als Möbeltischler kann ich Unikate schaffen, die sowohl praktisch als auch ästhetisch ansprechend sind.“ So können zum Beispiel Oberflächen mit bestimmten Räucher-Methoden gezielt eingefärbt oder mit Intarsien versehen werden. Ausbilder Simon Stegert, Stegert Möbelwerkstätten, lobte das Engagement seines Lehrlings: „Ihm ist die Leidenschaft und der Anspruch anzumerken, die er für seinen Beruf hat. Das Interesse an dem Werkstoff Holz und die Lust am Gestalten tragen die Lehrlinge durch die Ausbildung. Lebendiges Interesse hilft mehr als gute Schulnoten.“
Mats Ole Lindstädt hat zwar an der Holstenschule sein Abitur gemacht, aber Voraussetzung ist das nicht. Nach seiner Freisprechung zum Gesellen möchte er erst einmal arbeiten, ob er seinen Meister machen oder ein Studium der Holztischlerei beginnen möchte, weiß der Handwerker noch nicht. „Auf jeden Fall möchte ich in der Möbeltischlerei bleiben“, so Mats Ole Lindstädt.
Der Sprung ins Studium nach absolvierte Tischlerlehre sei ein Problem für den Fachkräfte-Pool, aber genau so wichtig sei es, dass die Betriebe ausbilden, Simon Stegert: „Ich würde mir mehr Ausbilder wünschen.“ Er merkte an, dass auch im Handwerk Teilzeitarbeit, Elternzeit und die Vier-Tage-Woche keine Tabuthemen mehr seien.
Das Gesellenstück ist ein Teil der praktischen Prüfung, die am 22. Juni mit einer Arbeitsprobe nach fester Vorgabe abgeschlossen wird. Dann haben die Lehrlinge fünf Stunden Zeit, ein Werkstück anzufertigen. Die theoretische Prüfung erfolgt am 20. Juni. Am 26. Juni bekommen die Lehrlinge ihre Ergebnisse mitgeteilt.
Das Nortex Mode-Center stellt in guter Tradition seit 18 Jahren Gesellenstücke aus, Verkaufsleiter Andy Grabowski meinte: „Wir unterstützen gerne das Handwerk und freuen uns, diese schönen Schaustücke zu präsentieren.“
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Über die Plattform Youtube wie folgt
Text und Foto: Alexandra Bury, freie Journalistin
... nachhaltig.
Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen, der bewusste Umgang mit Materialien und ein fundiertes Wissen über ökologische und ökonomische Zusammenhänge – all das zeichnet Ihren Innungstischler aus.
Dabei setzt er vorwiegend auf Lieferanten und Produktionspartner aus der Region und ist damit Teil des lokalen Wirtschaftskreislaufs.
Gelder fließen nicht an internationale Konzerne, vielmehr wird vor Ort wieder ausgegeben, was vor Ort verdient wurde. Außerdem bildet der Innungstischler aus. Das ist ein wertvoller Beitrag für die positive Entwicklung junger Menschen und der Gesellschaft insgesamt.
Nachhaltig ist auch die Produktion selbst: Der wichtigste Baustoff Holz weist eine neutrale CO2-Bilanz auf und ist in Sachen Haptik, Behaglichkeit und Baubiologie konkurrenzlos.
Dass Tischlerleistungen zum Werterhalt einer jeden Immobilie beitragen, ist ohnehin unstrittig. Der Innungstischler schafft Werte, die von Dauer sind. In jeder Hinsicht.
... persönlich.
... individuell.
... kreativ.
... ihren Preis wert.